Dirty! Oder: Ein paar Zeilen über Erotik (2. und letzter Teil)

Dirty! Oder: Ein paar Zeilen über Erotik (2. und letzter Teil)


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In Teil 1 bin ich der Aussage auf die Schliche gekommen, dass Sex ein häufig verwendetes Vermarktungsmittel im Leistungssport ist. Doch wie sieht es im Freizeitsport aus? Wie viel Erotik ist dort zu finden?

Nach reifer Überlegung bin ich der Überzeugung, dass man Freizeitsportler in fünf Kategorien einteilen kann: 1. die Selbstüberzeugten, 2. die versteckten Erotiker, 3. die Ästheten, 4. Die Normalos (also die Durchschnittstypen) und 5. die die es wirklich draufhaben (also die heißen Feger der No-name-Szene). Da Kategorie 4 und 5 selbsterklärend sind, hier Kategorie 1 bis 3:

Kategorie 1: Die Selbstüberzeugten. Zu dieser Sorte gehören diejenigen, die sich zu viel zutrauen und plötzlich den Drang entwickeln, Stars nachzueifern. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sollte man langsam misstrauisch werden. Dazu gehören diejenigen, die bei jedem Ball jubeln, als ob sie die WM gewonnen haben, dabei sind sie 2:0 hinten in einem Kreisligaspiel. Man muss Sorge tragen, dass sie sich bei einem (meist eher unwahrscheinlichen) Sieg das Hemd vom Leib reißen, um den offensichtlich nicht trainierten Körper mit großer Ausschüttung von Testosteron präsentieren zu dürfen.

Kategorie 2: Die versteckten Erotiker. Ich meine nicht die Verbalerotiker, die an der Platte ihre Weisheiten im Dirty Talk auspacken, sondern die, die scheinbar unbewusst Erotik versprühen (wollen). Zu dieser Sorte gehören in der Regel die gnadenlos aus der Form geratenen Enddreißiger bis Mittvierziger. Lässig gehen sie an die Platte, oft in langem Franzenhaar – ein cooler Style aus den 70ern. Dazu das passende Höschen, das so knapp ist, dass es als Hotpants durchgehen würde. Bei jedem Schritt muss man Angst haben, dass man Dinge sieht, die man nicht sehen will. Das Schlimme ist nur, dass sich diese Shortsträger meistens sogar noch auffällig viel bewegen und mit ihrem wehenden Haar so unglaublich dämlich aussehen, dass man fast darauf wartet, etwas noch Dooferes zu Gesicht zu bekommen.

Zu viel Erotik? Es wird noch besser!

Kategorie 3: Die Ästheten. Noch erotischer wird es dann, wenn Mann einige Kilos zu viel auf den Rippen hat, aber absolut davon überzeugt ist, dass sich unter dem T-Shirt ein Waschbrettbauch befindet. Demonstrativ wird dann das T-Shirt zum Schweißabwischen missbraucht. Nicht etwa an der Schulter, nein! Das untere Ende des Shirts wird bis zum Gesicht hochgezogen. DAS ist pure Erotik!

Leider, leider muss ich es sagen: Manchmal ist es einfach der Erotik zu viel! So viel Fantasie kann man oder Frau einfach nicht aufbringen, um sowas auch noch geil zu finden. Ok, kleines Eingeständnis, ich sage auch immer „Wenn ich zum Sport gehe, gehe ich nicht auf eine Modenschau“. Aber meiner Meinung nach sollten solche (absichtlichen) erotischen Katastrophen unbedingt in die laaange Liste der blödsten Regeln im Sport aufgenommen werden. Vielleicht in dieser Form:

§ 69 Absatz 1

Wer als Spielerin, vor allem aber als Spieler, vorsätzlich oder fahrlässig aufreizende Kleidung trägt, insbesondere non-erotische Kleidungsstücke wie
1. sexuell orientierte Shorts,
2. Sandalen,
3. eng bemessene Oberbekleidung
handelt strafbar.
Ferner handelt strafbar, wer Kleidungsstücke
1. entfernt oder
2. zweckentfremdet.
Zuwiderhandlungen wirken ablenkend und spielbeeinträchtigend und können mit Spielverbot bis zu einem Jahr oder Zwangskleiderkauf und Friseurbesuch geahndet werden.

(Foto: Rainer Sturm / pixelio.de)

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